Impressionen: Frankfurter Buchmesse 2013

Dieser Beitrag wurde von Noctifer verfasst

 

Dieses Jahr zu Gast: Brasilien. | Nächstes Jahr: Finnland.

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Die Buchmesse 2013 brachte erneut literarische Sterne und Sternschnuppen nach Frankfurt. Viele davon, um ihre Werke zu präsentieren, bewerben und den Rummel (insbesondere um ihre Person) zu genießen.

Zahlreich waren sie unterwegs, diejenigen im Beruf und diejenigen, die sich berufen fühlen. Am Donnerstag der erste Hotspot: Plötzlicher Medienrummel vor Halle 3!  Gerade noch, dass man einen Blick auf das vielseitige TV-Sternchen werfen konnte, da war „Die Katze“ bereits geschützt von Bodyguards in die Halle verschwunden. Drinnen dann stellte sie ihr mittlerweile zweites Buch vor: „Katze küsst Kater – Mein Buch über die Liebe“. Der Bastei-Lübbe-Verlag, der vor kurzem erst an die Börse ging, war belagert von begeisterten Fans und zahlreichen Journalisten.

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Donnerstag, überwiegend Fachpublikum. Die Cosplayer würden erst kommen. Die Masse grau in grau. Wie eine rote Haifischflosse durch eine triste graue See: Unbehelligt von Kollegen war Sascha Lobo unterwegs. Ebenfalls bei Bastei-Lübbe war Schauspielerin Ingrid Steeger (u.a. „Klimbim“) zu Gast, um ihre Autobiographie „Und find es wunderbar. Mein Leben“ vorzustellen.

In Halle 3.1. in der sonoren Tristesse plötzlich Klänge, die neugierige Gemüter (insbesondere Journalisten) lockten: Martin Shepard, Co-Publisher „The Permanent Press„, ließ sich seine täglichen 15 Minuten am Saxophon nicht nehmen. Den sonst müde und angespannt dreinsehenden Frauen und Männer in den Boxen rundherum schenkte er damit ein Lächeln. Ein Kollege erklärte: Am Donnerstag wird noch mit harten Bandagen gekämpft: Es geht um Rechte, um Verträge, um sehr viel Geld. Erst am nächsten Tag soll sich die Situation entspannen.

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Ein Überraschungstreffen in Halle 3: Andrea Bottlinger („Aeternum„, „Sorge dich nicht, beame!„) gab noch ein Autogramm und war schon wieder unterwegs. Eine viel zu kurze, aber freudige Begegnung. Zwischen Kapitalismus und Kunst fand auch die Bundesregierung ihren Platz. Wenn auch versteckt und nicht sonderlich beachtet. Während der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter noch erklärte, wie er mit der Bundeskanzlerin Kontakt hält (sie antwortet innerhalb von 30 Minuten auf SMS!), wurden wir von den Sicherheitskräften mit Blicken taxiert. Die Mimik der Männer spiegelte eine gewisse Besorgnis wieder und wir fragten uns, ob sie einen Übergriff von uns erwarten. Und ob wir wie die entsprechende Klientel aussehen, die es zu taxieren gilt.

Im „Lesezelt“ saß Georg Ringsgwandl. Ein Stück „Heimat“ im fernen Frankfurt. Das fanden wir auch, als wir auf dem Vorplatz zwei verirrte Lederhosen-Cowboys sahen. Sich in direkter Nähe positionieren brachte die Gewissheit: feinstes Hochdeutsch. Wir vermieden es darauf hinzuweisen, dass das Oktoberfest längst vorbei ist und erinnerten uns an eine bestimmte Website, auf der ohne PR-wirksame mediale Schönfärbung Fotos der „Wiesn“ zu sehen sind. Das Hungergefühl war nach einer kurzen Diskussion über genannte Website verschwunden.

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Politisch wurde es auch mit Jutta Ditfurth, Mitbegründerin der Grünen, in Diskussion mit Ernst-Ulrich von Weizsäcker, dem Neffen von Richard von Weizsäcker. Dann, plötzlich, mediale Stampede! Die Kameramänner, Tontechniker, Reporter, Fotografen: Eine Wand aus Medienvertretern schob sich in Halle 3 vor, trieb die einfachen Fachbesucher auseinander.

Zwischen Blitzen, Kameras, Mikrofonen blitzten rötlich blonde Haare hervor. Der Pulk schob sich in Richtung Herbig-Verlag. Boris Becker, im Schlepptau seine sehr zurückhaltende und unscheinbare Frau Lily. Das Blitzlichtgewitter brach über beide herein, aber nur der Ex-Tennis-Profi badete darin. Dicke Brille, weiter Pulli, blieb sie im Hintergrund.  Sein Gesicht in Übergröße auf dem Buchcover, offensichtlichen digitalen Nachbearbeitungen unterzogen, ähnelte nur noch entfernt dem Becker, der zum Publikum sprach. Worüber Becker redete, wurde in anderen Medien genug ausgeschlachtet.

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Auf dem Weg zur wohlverdienten RaucherPause brachte ein Blick zur Seite den Stern des Tages: Hellmuth Karasek. Mit seiner zauberhaften Lektorin. Eine Dame, charmant und würdevoll, wie man sie nur selten kennenlernt. Karasek ist eine Legende, und er hat seinen eigenen Kopf. Er nahm sich fünf Minuten für den unangemeldeten „Besuch“, wies uns an Platz zu nehmen. Er ist liebenswürdig. Charmant – und scharfsinnig. Der Kollege stellte die Frage des Tages: „Herr Karasek, was würden Sie jungen Journalisten raten?“ „Den Beruf zu wechseln. Schnellstmöglich!“  Mit einem Gruß an das Mutterhaus entließ er uns in den „Feierabend“. Wir waren andächtig. Und einhellig der Meinung: Das Highlight kam zum Schluss!

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Freitag. Gegen zehn Uhr waren wir noch nicht ganz wach. Andreas Eschbach umso mehr. Für drei Fragen und ein Foto nahm er sich kurz Zeit, um dann in einen Tag voller Termine zu starten. Bei Deutschlandradio ging’s hoch her. Sven Regener, Autor und Bandmitglied von „Elements of Crime“, las aus seinem Buch und diskutierte im Anschluss mit Selim Özdogan hitzig über dessen Vorgehen. Der Autor hatte seine Kurzgeschichten auf einer Piratenplattform hochgeladen, zum kostenlosen Download. Mittendrin erzählte noch Regisseur und Autor Leander Haußmann („Sonnenallee“, „NVA“, „Herr Lehmann“), weshalb er sich besonders gut an kritische Reaktionen zu seinen Filmen erinnert. Im Anschluss betrat Terezia Mora die Bühne, deren Roman „Das Ungeheuer“ am Montag mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass sie kein „Autorenmäuschen“ ist.

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Neben der Open Stage im Innenhof gab Ulrich Tukur ein Interview und zeigte Humor, als plötzlich das Intro der Sendung „Die Maus“ über die Lautsprecher den Platz beschallte. Er wartete den Regenschauer im Signierzelt ab, ein Großteil der Besucher kehrte zurück in die Halle. Dort gab Helene Hegemann, Vorreiterin „moderner webbasierter Intertextualität„, ein Interview zu ihrem neuen Buch. In der Galerie stand Wolfgang Joop der ARD Rede und Antwort, und entgegen der Angst des Moderators äußerte sich der Modemacher nicht über die Schuhe des Journalisten. Uschi Obermeier, elegant und vollständig gekleidet, warb für ihre Autobiographie „Expect nothing! Die Geschichte einer ungezähmten Frau“. Eine Stimme aus dem Publikum eingefangen vertrat die Theorie, dass ihr Lebenswandel wohl doch jung hält. Reine Spekulation.

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Samstag. Publikumstag. Cosplayer. Und davon eine ganze Menge. Schon am Morgen wurde klar: Viele von ihnen sind wind- und wetterresistent. Zu beneiden.

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Erwartet von zahlreichen Fans, fand sich Jonathan Stroud ein. Direkt vom Flughafen gekommen, hatte er noch sein Reisegepäck dabei. In Halle 3.1. gab Hannes Jaenicke ein Interview zu seinem Buch „Die große Volksverarsche„. Sich Zeit für die Aussteller nehmen, durch die Reihen schlendern, war ein fast unmögliches Unterfangen. Nur bei den internationalen Verlagen hatte man zumindest so viel Platz, auch stehen bleiben zu können, während man in den Hallen deutschsprachiger Verlage mit der Masse mitgeschoben wurde.

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Samstag war für uns Schluss. Eine schöne, wenn auch anstrengende Buchmesse. Interessante Innovationen, Vorträge und manch mehr, manch weniger interessante Persönlichkeit im Blitzlichtgewitter.

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15 Kommentare zu „Impressionen: Frankfurter Buchmesse 2013“

  1. Der Bericht gewährt einen tollen Einblick in die „Messe Welt“. Er berichtet nicht nur von den bekannten Dingen, sondern schafft es auch, Momente aufzufangen, die in der Masse oft untergehen.
    Vielen Dank dafür :-).

  2. Danke für die kleine Zusammenfassung. Leider konnte ich in diesem Jahr nicht nach Frankfurt reisen. Immerhin war ich in Leipzig gewesen!

    1. Leipzig ist nächstes Jahr auch dran. Freu ich mich sehr drauf, der Unterschied zwischen beiden Messen ist mE doch ziemlich groß.

  3. Ich freue mich sehr auf nächstes Jahr! Das wird mein erstes Mal werden. Ich habe Bekannte in Frankfurt, die mich für die Zeit aufnehmen werden, das ist alles schon geplant. Finnland als Gastland kann ich mir einfach nicht entgehen lassen. Außerdem übersetze ich gerade selbst ein Buch aus dem Finnischen und hoffe total, dafür in nächster Zeit einen Verlag zu finden, der Interesse daran hat, sein Programm im Hinblick auf die nächste BM zu erweitern. Mal schauen, es wird spannend.

    Dank für den Bericht!

  4. Bei den letzten Bildern, links unten, das Bild von den vielen Postkarten – kennt jemand den Verlag, der diese Karten verkauft??? Die sind so super, ich würde gern welche kaufen… Frankfurt war ja leider viel zu weit… 🙁

      1. Die Bilder stammen vom Künstler Sergey Yakushev (Der Stand war zum Bereich Grafik und Design). Über den Namen findest du die Postkarten bei diversen Anbietern.

  5. Ich war mit meinem Vater dort.
    Er hat selbst ein Buch geschrieben, das in Frankfurt spielt und hatte dort ein Interview.
    „Die Spur der Fische“, müsst ihr unbedingt lesen!!!!

  6. Was? Jonathan Stroud war Samstag da?
    Und ich erfahre das erst jetzt?
    Ich dachte, ich hätte mich im Voraus genug über die prominenten Gäste informiert (immerhin habe ich Guido Maria Kretscher gesehen…)…
    Trotzdem, super Text über die Buchmesse 🙂
    Ein, zwei Dinge hätten mir gefehlt, ein zwei Dinge wusste ich nicht.
    Ist halt riesig…

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